militär erfahrungsbericht
Laut der Schweizer Bundesverfassung Artikel 59 Absatz 1 ist jeder Schweizer verpflichtet, den Militärdienst oder einen zivilen Ersatzdienst zu leisten. Auch bei der Bewerbung für Pilotenausbildung bzw. deren Selektion beispielsweise bei der Swiss International Air Lines muss angegeben werden, ob man den Militär- oder Ersatzdienst absolviert hat.
militärdienst
Nun ist es soweit: den Orientierungstag und die Rekrutierung hat man nun hinter sich, die Kampfstiefel sind hoffentlich reichlich getragen worden - man "rückt" ein. Möglicherweise hat man ein unsicheres Gefühl: was erwartet mich im Militärdienst? Folgender Erfahrungsbericht soll dies vor dem Einrücken ein wenig aufdecken. Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass je nach Truppengattung der Militärdienst vom folgenden Bericht abweichen kann.

Der erste Tag
Ab sofort steht man unter Militärrecht, obwohl man noch zivil unterwegs ist, zeigt der bekannte Marschbefehl die Zielrichtung an: die Kaserne. Dort wird man in der Turnhalle erwartet, zeigt sein Dienstbüchlein und wird einem Platz zugewiesen. Wahrscheinlich hat man gleich den Auftrag, im Selbststudium die Gradkenntnisse (Rekrut, Soldat, Wachmeister, etc.) zu lernen, bis die eigentliche "Begrüssung" beginnt.

Bei dieser Einführung werden nochmals die letzten Informationen bezüglich Militärdienst vorgestellt. So wird auch die Nationalhymne kurz einmal durchgesungen, was dann beim sogenannten "Abtreten" dann zur Normalität wird. Letzte Formalitäten, besonders für diejenigen, die als Fahrer eingeteilt wurden, sowie ein kurzer Aufsatz stehen noch auf dem Programm. Anhand dieses Aufsatzes, bei dessen man über sich selber und sein Leben bzw. Zukunftspläne schreiben muss, wird anschliessend die Feineinteilung vorgenommen. Denn teilweise ist eine Truppe noch weiter unterteilt.

Diese Begrüssung dauert etwa 2 Stunden. Anschliessend übt man auf den Vorplätzen der Kaserne das korrekte Einsteigen in einen Militärlastwagen (generell ein 10DM oder 6DM), denn diese sind relativ hoch und etwas ungewohnt zu besteigen. Weiter übt man bereits das korrekte An- und Abmelden sowie die Übernahme der persönlichen Schusswaffe, das "Sturmgewehr 90". Damit ist eigentlich der restliche Tag bereits ausgefüllt. Nach dem Nachtessen wird man eventuell in den - noch zivilen - Ausgang entlassen. Denn während des Ausgangs werden die zuvor geschriebenen Aufsätze bearbeitet und die definitive Zugseinteilung vorgenommen.

Fassen des Materials
Am zweiten Tag ist die sogenannte "Tagwache", also dann, wenn man aufstehen muss, beispielsweise bereits um 5 Uhr (variiert je nach Truppe). Man besteigt einer der bereitstehenden Lastwagen, wofür man am Vortag geübt hat, und fährt zum nächst gelegenen Zeughaus, falls sich dieses nicht ebenfalls auf dem Kasernenareal befindet. Dort fasst man die persönliche Ausrüstung (PA) wie z.B. Tarnanzug (TAZ), Anzug für den Ausgang, Handschuhe, Helm, diverse Taschen, T-shirts und vieles mehr. Zudem erhält man dort seine persönliche Waffe. Diese wird traditionsgemäss vom Kommandant über der liegenden Schweizerflagge dem Rekruten überreicht. Auch dieses Vorgehen wurde am ersten Tag eingeübt.

Wurde alles PA-Material gefasst, folgt zugleich schon die erste Materialkontrolle, an die man sich während des Militärdienstes gewöhnen sollte. Dabei wird kontrolliert, ob man alles nötige Material auch in der korrekten Menge gefasst hat. Daraufhin fährt man zurück zur Kaserne, dort folgt nämlich der zweite Teil: man fasst das sogenannte Korpsmaterial. Dies beinhaltet beispielsweise eine Zelteinheit, Schlafsack, Kampfrucksack, ABC-Anzug, Tarnanzüge. Dieses Material wird nach der Rekrutenschule (RS) wieder abgegeben, das persönliche Material (PA) wird nach der RS mit nach Hause genommen.

Allgemeine Grundausbildung
Sobald das Material komplett gefasst wurde, beginnt der normale Betrieb in der Kaserne - gemeint ist die allgemeine Grundausbildung (AGA). Diese besteht aus folgenden Punkten:

Sturmgewehr (Stgw) Hier wird der Umgang mit dem Sturmgewehr geübt. Wie das Gewehr geladen und entladen wird, was zu tun ist, wenn eine Störung auftritt. Weiter werden verschiedene Schiessstellungen trainiert und wichtige Grundregeln im Umgang mit der Waffe zum Schutze anderer wie auch der eigenen Person. Schliesslich wird auch regelmässig mit der Schusswaffe geschossen. Auf 300 Meter Schiessplätzen und in den Kurzdistanz-Boxen (KD-Box) muss man je nach Aufgabenstellung eine gewisse Anzahl Punkte erreichen. Nach jeder Schiessübung muss die Waffe gründlich gereinigt werden, was ebenfalls gelernt sein muss.
Sanitätsdienst (SanD) Im Sanitätsdienst werden wichtige Fragen bezüglich Verletzungen und wie man damit umgehen muss beantwortet. So werden die verschiedenen Verbandsarten, Transportarten und das ABCD trainiert.
ABC-Abwehr Bei der ABC-Abwehr lernt man den Umgang mit atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen. Dabei trainiert man die Vorgehensweise und Reihenfolge, wie man den ABC-Anzug korrekt an- bzw. abzieht, ohne dabei durch möglichen Kampfstoff verletzt zu werden. Dazu gehört auch, wie man die Schutzmaske korrekt anzieht. Weiterer Bestandteil ist ein ABC-Marsch, dabei muss man in voller ABC-Montur einige Kilometer laufen, die Schwierigkeit dabei liegt im Atmen mit der Schutzmaske, was manchen teilweise etwas schwer fällt. Wie bei der Waffe gehört das regelmässige Reinigen der Schutzmaske dazu.
Märsche Zu jedem Militärdienst gehören die berühmten Märsche. Man beginnt mit kurzen Strecken und vergrössert im Verlauf der RS die Distanzen. So beginnt man beispielsweise bei einer Strecke von 5 Kilometer. Am Ende der RS stehen Märsche bis zu 30 oder 40 je nach Truppe auf dem Programm. Generell trägt man da die "Kampf-Komplett"-Ausrüstung. Diese beinhaltet: Tarnanzug und Kampfstiefel, Sturmgewehr, Grundtrageeinheit (GT), kompletter Kampfrucksack sowie der Helm. Bei grösseren Märschen kommen beispielsweise noch Schlafsack, Zelteinheit sowie Verpflegung und Ersatzwäsche hinzu.
Diverse Übungen Neben all diesen Trainingsblöcken werden die Wochen auch mit anderen Übungen gefüllt. So z.B. mit Theorieunterricht aller Art (z.B. Kartenlesen, Funkausbildung, Telefonausbildung, Wachdienst, etc.), Hindernisbahnen, Sportturnieren (z.B. Orientierungslauf, Sportprogramm wie an Rekrutierung und Mannschaftsspiele). Weiter kommen Übungen ausserhalb der Kaserne hinzu. Diese beinhalten beispielsweise einen Marsch, anschliessend eine Übernachtung im Zelt oder Übungen an den Wärmebildgeräten und Restlichtverstärker am späten Abend oder überraschenderweise in der Nacht.
Wachdienst (VAKD) Typisch für das Militär ist auch die Wache. Jeder Rekrut muss früher oder später auf die Wache und die Zufahrt zur Kaserne überwachen. Der Wachdienst ist 24 Stunden und 7 Tage die Woche. Es kann also sein, dass man für die Wochenendwache eingeteilt wird. Die Aufgabe besteht darin, alle Fahrzeuge und Personen, die auf das Kasernenareal wollen, zu kontrollieren und unberechtigte weg zu weisen. Die Wache ist generell unbewaffnet. Es gibt aber auch Übungen, bei denen man die Wache mit zusätzlichem Stacheldraht und Hindernissen sowie mit 'unterladener' Waffe sichert - das Sturmgewehr trägt dann also richtige Munition.
Zugschule Bei der Zugschule handelt es sich um die Ausbildung für das Laufen in Formation. Auch dies muss geübt sein, so dass alle geordnet im gleichen Schritt in verschiedenen Formationen laufen. Hier kann man - sofern es die Zeit zulässt - auch etwas Kreativität in den Militäralltag reinbringen. So können neue Formationen ausprobiert und geübt werden, um so die Ausbildung in der Zugschule ein wenig zu versüssen.

Abtreten ins Wochenende
Nach einer anstrengenden Woche ist man oftmals wieder froh, ein paar Tage zu Hause verbringen zu können. Generell ist das Abtreten am Samstagmorgen, durch besondere Leistung (wie z.B. bestimmte Anzahl in Sport- oder Theorieprüfung) kann man sich das sogenannte "Leistungsabtreten" erkämpfen. Hierbei wird man bereits am Freitagabend nach Hause entlassen. Beim Abtreten wird generell die Nationalhymne gesungen und die letzten Informationen mitgeteilt. Für die kommende Woche muss dann am Sonntagabend wieder eingerückt werden.

FBA/VBA
Die allgemeine Grundausbildung dauert in der Regel etwa 7 Wochen. Diese Zeit besteht ausschliesslich aus der allgemeinen Grundausbildung. In der FBA kommt zur Grundausbildung noch die Fachausbildung hinzu, bei der man z.B. auf bestimmte militärische Systeme geschult wird. In den letzten 7 Wochen wird man dann vollständig auf die einzelnen Systemen eingesetzt, die Grundausbildung bildet dann nur noch einen kleinen Teil der Woche.

Abschlussübungen
Die zwei letzten Wochen des Militärdienstes sind wieder etwas speziell. Während dieser Zeit steht eine Abschlussübung bevor, bei der man nochmals verschiedene Märsche und Übungen hat - das Gesamte dauert in der Regel mehrere Tage und schliesst die Ausbildung der Rekrutenschule ab.

Die Abgabe des Materials (Korpsmaterial) dauert nochmals etwa eine Woche. Das gesamte Material muss gezählt, gereinigt und ins Zeughaus zurücktransportiert werden. Die Materialabgabe ist oftmals mit langen Wartezeiten verbunden.

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